Blümerant. Radotieren. Das Schnurrmurr. Die Liste der seltsam anmutenden Wörter an der Tafel ist noch ein wenig länger. Anaïs Clerc hat sie an diesem Morgen gleich als Erstes angeschrieben. Und nun steht die aktuelle Stadtschreiberin vor 14 Fünft-, Sechst- und Siebtklässlern des Leibniz-Gymnasiums und grinst. „Formuliert einen Satz mit einem dieser Wörter“, lautet ihr Auftrag an die Gruppe.

„Gar nicht so einfach“, sagt Sechstklässlerin Johanna und setzt diese Erkenntnis direkt um. „Ich weiß nicht, was radotieren ist“, trägt sie ihr Ergebnis vor. Clerc ist gleich ganz angetan vom Ideenreichtum der jungen Leibnizianer: „Die Schürze ist blümerant“, „Das Schnurrmurr ist ein Monster“ lesen Rosa und Nele vor und lassen sich von Clercs Begeisterung anstecken.

Denn die Autorin brennt vor allem für das Theater und das szenische Schreiben. Und nach der ersten Aktivierungsaufgabe beim Schreibworkshop für die Unterstufenschüler erklärt sie den Kindern nicht nur die vier wichtigsten Merkmale des Theaters, sondern erzählt vieles rund um die verschiedenen Berufe, die mit dem Theater verbunden sind. Das Schreiben gerät somit zunächst einmal in den Hintergrund, zu spannend sind die Geschichten aus der Praxis, zu viele Fragen haben die Kinder. Anaïs Clerc beantwortet sie alle gleichermaßen mit Engelsgeduld und großer Offenheit. Dabei zeigt die Theaterautorin der Gruppe auch, welche Themen sie in ihren Stücken bisher verarbeitet hat. „Ich schreibe sehr politisch“, betont sie, „und plädiere für offene Grenzen und Inklusion.“

Danach sind jedoch wieder die Kinder selbst gefragt: Sie dürfen Figuren auswählen, einen Konflikt entwickeln und erste szenische Texte verfassen. Bei der Schlusspräsentation spart die Expertin nicht mit Lob: „Das Theater ist auf junge, kreative Menschen angewiesen“, erklärt sie der Gruppe und wirbt dafür, dass man in diesem Bereich schon während der Schulzeit ein Praktikum machen sollte. „Theater verändert sich zwar, auch mit den digitalen Möglichkeiten, aber es wird immer wichtig bleiben für eine Gesellschaft“, ist sie überzeugt. An diesem Morgen gibt es im Klassenzimmer zumindest niemanden, der ihr hier nicht zustimmen würde.